Ein modernes, weißes Gebäude steht auf einem Platz. Es dämmert, der Platz ist beleuchtet. Im Hintergrund befindet sich ein großes Münster.

Architektur - eine Kunst für sichAußergewöhnliche Bauwerke in Baden-Württemberg

5.5.2021von Hirsch & Greif

Große Bauwerke mit widersprüchlicher Vita

Große Bauwerke sind Teil unserer Kultur – und dies nicht nur für heutige, sondern auch für künftige Generationen. Sie sorgen für Zündstoff und Begeisterung. Wir stellen euch hier neun Gebäude vor, die heftige Diskussionen auslösten.
1. Baden-Baden

Museum Frieder Burda

Der New Yorker Architekt Richard Meier hat Kultstatus. Er hat bereits das Getty-Center in Los Angeles und das Museum für zeitgenössische Kunst in Barcelona entworfen. Das Museum Frieder Burda reiht sich in die Erfolgsgeschichte ein. Seinen weißen Bau an der Lichtentaler Allee vergleicht der Meister mit einer „transparenten Villa“. Die Verknüpfung von Mäzenatentum und staatlicher Kunstförderung sorgte für Zoff. Die gläserne Brücke zwischen Kunsthalle und Burda-Museum wurde zum Symbol der Querelen. Weltweite Strahlkraft besitzt das Museum heute. Gäste kommen nicht nur wegen der Kunst, sondern auch wegen der Architektur. Sie ist großzügig, aber nicht protzig und hat eine einladende Atmosphäre.
Ein futuristisches Gebäude steht neben einer Allee auf einer Grünfläche
Das Museum Frieder Burda liegt markant in der Parklandschaft an der Lichtentaler Allee in Baden-Baden.
2. Freiburg

Unibibliothek (UB)

Die Unibibliothek (UB) ist ein Hingucker. Die Stadt spiegelt sich in ihrer Fassade. Die Unibibliothek in Freiburg liegt wie ein geschliffener schwarzer Diamant zwischen Stadttheater, dem alten Kollegiengebäude und dem Synagogenplatz. Und Freiburg darf sich freuen. Die Stadt ist bekannt für ihre mittelalterlichen Münsterromantik. Aber jetzt hat Freiburg sogar einen gelungenen Bilbao-Effekt. Doch Vorsicht - Blendungsgefahr! Das Gebäude sieht schillernd aus, hat aber seine Schattenseiten. Lacht in Freiburg die Sonne, kann es gefährlich werden. Dann bringt ihr Licht die futuristische Glasfassade zum Strahlen. Es werden dabei nicht nur Autofahrer geblendet. Da hilft nur eins: Vorhang runter. Das Herz der Uni schlägt wieder. Alle Ebenen der UB sind perfekt durchdacht. 1200 Arbeitsplätze verfügen über Sicherheitsschlösser für Laptops und gutes Licht. Im Lounge-Bereich stehen Designersessel. Lernen kann so schön sein.

In einem Wasserbecken auf einem Platz in einer Stadt spiegelt sich die Silhouette eines verglasten, futuristischen Gebäudes.
Die Unibibliothek Freiburg besteht hauptsächlich aus Metall und Glas.
3. Heidelberg

Bahnstadt Heidelberg

Das Projekt ist spektakulär. Mitten in Heidelberg entstehen Wohnungen und Arbeitsplätze für über 10 000 Menschen. Als größte Passivhaussiedlung der Welt hat die Bahnstadt in Heidelberg Modellcharakter weit über Deutschland hinaus. Die Häuser haben einen um 50 bis 80 Prozent niedrigeren Energiebedarf als herkömmliche Bauten. Das nachhaltige Stadtentwicklungsprojekt hat ein kompliziertes Belüftungssystem. Dafür braucht es keine klassische Heizung. Im Alltag könnte es für die Bewohner und Bewohnerinnen dadurch Probleme geben. Beim Lüften die Fenster aufzureißen kann beispielsweise kontraproduktiv sein. Die Bahnstadt liegt auf dem ehemaligen Güterbahnhofsgelände. Sie bietet viel Wohnraum und Wohnlösungen. Diese sind so individuell, wie die Menschen, die dort leben.
Blick auf ein modernes Viertel in einer Großstadt mit vielen Mehrfamilienhäusern
Von Wohnungen über Schulen und Laborgebäuden bis hin zum Kino: in der Bahnstadt Heidelberg entsteht alles energieeffizient.
4. Heilbronn

experimenta

Der experimenta Bau ist eine Skulptur aus Glas und Stahl. Prägnantes Element ist die „Raum-Spirale“. Diese zieht sich auf fünf Ebenen durchs Gebäude und verbindet die einzelnen Bereiche. Von der Dachterrasse haben Gäste einen fantastischen Blick auf das ehemalige Bundesgartenschaugelände. Und wo früher Konkurrenz war, herrscht heute Einigkeit. Die experiemnta und die vergangene BUGA bringen Heilbronn noch heute zum Leuchten. Die experimenta ist Deutschlands größte Experimentierwelt überhaupt. Zu den Highlights zählen neun Labore, ein Science Maker Space, vier Themenwelten, vier Talentschmieden, eine Experimentalbühne und eine Sternwarte. Der Science Dome ist die Kuppel der Superlative.
Ansicht experimenta, im Vordergrund stehen Palmen am Wasser
Die experimenta in Heilbronn umfasst eine Fläche von 25.000 Quadratmetern. Sie ist Deutschlands größte Experimentierwelt.
5. Karlsruhe

Platz der Grundrechte

Recht und Gerechtigkeit, was bedeuten sie für den Einzelnen, was für die Demokratie? Auf 48 Schildern installierte der Künstler Jochen Gerz prägnante und zugleich höchst unterschiedliche Aussagen zum Thema. Meinungsfreiheit. Die Arbeit des Künstlers ist unumstritten. Bei den Standorten der Metallstelen gibt es allerdings unterschiedliche Meinungen. Laut „Arbeitsgemeinschaft Karlsruher Stadtbild e. V.“ und der Fraktion der Grünen würden sie den Blick vom Marktplatz auf das Schloss verstellen. Außerdem würden sie den Radverkehr behindern. Das ungewöhnliche Kunstwerk ist ein Geschenk zum 50-jährigen Bestehen des Bundesverfassungsgerichts. Aufgabe der Schilder ist es, ein sperriges Thema für die breite Öffentlichkeit erlebbar zu machen. Und damit wird der Platz der Grundrechte seinem Namen gerecht.
Auf einem Platz in eine abendlich beleuchtenden Stadt stehen viele Pfosten mit auf Schildern gedruckten Texten.
2005 wurde das Kunstwerk in der Nähe des Karlsruher Marktplatzes installiert.
6. Mannheim

Neue Kunstalle

Stadt in der Stadt lautet das Konzept der neuen Kunsthalle. Es ist zugleich Einladung in eine weitläufige, helle Architektur. Um das 22 Meter hohe, lichtdurchflutete Atrium gruppieren sich dreizehn Ausstellungskuben auf drei Ebenen. Mit dem Metallgewebe an der Außenfassade kann sich jedoch nicht jeder anfreunden. Der „Kunsttempel“ bilde einen zu starken Kontrast zum Jugendstilensemble rund um den Wasserturm. Andere schätzen die Zurückhaltung des Gebäudes. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Dank spannender Sichtachsen können sich Gäste durch den spektakulären Bau treiben lassen. Ihr Weg führt über Galerien, Brücken und Terrassen. Es finden sich zahlreiche Räume, in denen die Kunst präsentiert und nicht zuletzt zelebriert wird.
Blick auf eine Halle mit Grünflächen davor auf denen Säulen aus Metall stehen.
Die Quadrate in der Fassade der Kunsthalle spielen auf die Schachbrett-Struktur an, in der Mannheims Zentrum angelegt ist.
7. Pforzheim

Technisches Rathaus

Im Zweiten Weltkrieg verlor Pforzheim 80 Prozent seiner Gebäude im Zentrum. Statt auf historische Rekonstruktionen setzte man auf Neubauten. Deshalb ist die Stadt von einer Architektur des Wiederaufbaus geprägt. 1957 entwarf Architekt Hans Schürle das Technische Rathaus in Pforzheim. Heute zählt der Bau zu den besten 50er-Jahre-Bauten der Stadt. Das Gebäude sollte einem Shopping-Center weichen. Die Kosten für eine Renovierung erschienen der Verwaltung zu hoch. Deshalb propagierte sie einen Abriss. Bürger und Bürgerinnen warfen den Verantwortlichen vor, sie würden damit „ihr Tafelsilber in der Tonne entsorgen“. Das zeigte Wirkung.

Ein von grünen Pflanzen bewachsenes, mehrstöckiges Gebäude
Das Technische Rathaus in Pforzheim entspricht in vielen Details noch dem Stand des Baujahres 1957.
8. Stuttgart

Stadtbibliothek

Von außen wirkt die Stadtbibliothek wie ein schlichter Würfel. Innen jedoch erstrahlt es ganz in Weiß. Der Aufbau erinnert an eine Pyramide. Bücher und Gäste bringen Farbe und Leben in den Bau. Während der Bauphase gingen die Meinungen in der Bevölkerung stark auseinander. Viele sprachen von „Bücherknast“ oder „Stammheim II“. Heute zählt die Stadtbibliothek zu den ganz Großen ihrer Zunft. Laut der amerikanischen Wochenzeitschrift „Time“ gehört sie zu den 20 schönsten der Welt. Übrigens als einzige in Deutschland. Nicht nur Bücher-, auch Architektur-Fans sind begeistert. Über neun Stockwerke erhebt sich das Bauwerk des Kölner Architekten Eun Young Yi in den Himmel. Auch bei Dunkelheit verzaubert das Juwel am Mailänder Platz. Dann leuchtet seine Fassade in tiefblauem Glanz.
Ein futuristisches Gebäude wird in der Dunkelheit blau beleuchtet.
Die Stuttgarter Stadtbibliothek ist ein (fast) perfekter Würfel. Sie ist 40 Meter hoch und hat einen Grundriss von 44 x 44 Metern. Nachts erstrahlt die Stuttgarter Stadtbibliothek am Mailänder Platz in einem tiefen Blau.
9. Ulm

Stadthaus

Das dreistöckige Stadthaus befindet sich in direkter Nachbarschaft zum spätgotischen Ulmer Münster. Die “Bau-Skulptur” ist makellos, geometrisch und weiß verputzt. Menschen aus aller Welt begegnen sich hier. Über 100 Jahre rang Ulm um die Gestaltung des Münsterplatzes. Der Bauplatz galt als „einer der heikelsten in der Bundesrepublik“. Als sich die Stadt 1986 für den Entwurf des New Yorkers Richard Meier entschied, brach ein Sturm der Entrüstung los. Die Kathedrale sollte den Platz doch weiterhin allein dominieren. Ein Stadthaus wäre allerdings ein weiteres bauliches Highlight. Nach 25 Jahren ist das Stadthaus zu einem internationalen Markstein moderner Architektur geworden. Und es ist aller Bedenken zum Trotz aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Der Bau des Hauses war die Initialzündung für die Umgestaltung der Neuen Ulmer Mitte.
Ein modernes, weißes Gebäude steht auf einem Platz. Es dämmert, der Platz ist beleuchtet. Im Hintergrund befindet sich ein großes Münster.
Das Ulmer Münster bildet einen markanten Kontrast zum weißen Stadthaus.
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