Tipp-Kick: Kleine Revolution
Während der weltoffene Bensemann zu den bedeutenden Pionieren gehört, fanden im Fußballsüden auch eher unauffällige Revolutionen statt. Ein Stuttgarter Möbelfabrikant verscherbelte 1924 sein Patent für kleine Zinnfiguren, die einen beweglichen Fuß hatten. Er hielt seine Idee für wertlos. So kann man sich täuschen. Der Schwenninger Edwin Mieg kaufte ihm das Patent ab und stellte die Figuren inklusive eines eckigen Balles zwei Jahre später auf der Nürnberger Spielwarenmesse vor. Tipp-Kick gibt es bis heute, beinahe unverändert. So richtig original ist es nur, wenn es in Schwenningen hergestellt wird.Tipp-Kick feiert im Jahr der Europameisterschaft sein 100-jähriges Jubiläum.
Der Einfallsreichtum beschränkte sich nicht nur auf das Spiel an sich. Als der Fußball größer wurde und das Spiel ruppiger, hatte ein Stuttgarter Schiedsrichter eine bahnbrechend einfache Idee. Rudolf Kreitlein erfand Ende der Sechzigerjahre die Gelben und Roten Karten. Der Impuls stammt aus einem Spiel der WM 1966, das Kreitlein leitete. Der Stuttgarter Schiedsrichter brauchte stolze sieben Minuten, bis er nach einem Platzverweis den Argentinier vom Spielfeld komplimentiert hatte. Kreitlein ärgerte sich darüber, dass ihm ein eindeutiges Signal für Platzverweis fehlte, also eines, das man in allen Sprachen der Welt verstehen konnte. Er grübelte tagelang. Als er in London vor einer Ampel stand, hatte er die Idee. So wurden die Gelben und Roten Karten erfunden. Die Gelbe-Karten-Premiere erfolgte übrigens bei der Weltmeisterschaft 1970 in Mexico. Der Unparteiische, der erstmals Gelb zeigte, war ein Badener: Kurt Tschenscher aus Mannheim.