Donau, wir kommen!
Juuuhu, ein Wasserspielplatz! Die Kinder schütteln ihre Rucksäcke ab und machen sich sofort ans Pumpen und Planschen, ans Kurbeln und Spritzen. Der Bach am Spielplatz ist unser Ziel: Neun Stunden sind wir mit Zug und Bus von Berlin nach Furtwangen im Schwarzwald gefahren. Hier wollen wir den Ursprung der Donau kennenlernen. Ganz angekommen sind wir aber noch nicht. Deshalb heißt es irgendwann: Schuhe wieder an und rein ins Taxi, welches sich noch sechs kurvige Kilometer den Berghang emporschraubt, vorbei an Häusern mit tief hängenden Dächern, grasenden Kühen und Tannen wie aus dem Rotkäppchenwald. Schließlich erreichen wir die Quelle der Breg, dem längsten und damit wichtigsten Zufluss der Donau. Ganz harmlos und freundlich plätschert sie unter einem Stein hervor. Erst die in der Nähe angebrachten Metalltafeln geben dem Ambiente einen respektablen Rahmen.
In den folgenden Tagen werden wir die Quelle immer wieder besuchen, Wasser in Trinkflaschen abfüllen („Ihhh, ein Flusskrebs!“) und anderen Besuchern im Foto herumstehen. Unsere Erklärungen über die Relevanz der Donau, die als zweitgrößter Strom Europas vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer fließt und dabei zehn Länder durchquert, bleiben für die Kinder recht abstrakt. Den Fluss kennen sie ja noch nicht - seine Quelle finden sie aber super. Praktisch, dass wir nur wenige Meter hügelanwärts wohnen, im kinderfreundlichen Gasthaus Kolmenhof. Während die anderen Donau-Fans nach einer Forelle Blau oder einer Schwarzwälder Kirschtorte weiterziehen müssen, bleiben wir ein paar Tage und starten von hier aus unsere ersten kleinen Wanderungen. So finden wir, nichtsahnend, was sich hinter dem harmlosen Namen „Günterfelsen“ verbirgt, mitten im Wald eine Landschaft vor, die als Kulisse für jeden Fantasy-Film dienen könnte.
Enorme, abgerundete und von quietschgrünem Moos überzogene Granitfelsen stapeln sich da übereinander, ein Gebilde wie von Riesenhand geschaffen. Dass die Kinder sofort zu klettern beginnen, gestatten wir mit klopfendem Herzen, schließlich klafft da so mancher Abgrund – und auch wenn die Steine seit der Eiszeit so dastehen, sehen sie aus, als würden sie jeden Moment losrollen. Die Kinder sind so begeistert von diesem verwunschenen Ort, dass wir am nächsten Tag gleich nochmal herkommen müssen. Diesmal allerdings als Zwischenstop Richtung Brendturm, der uns auf einer Höhe von über 1100 Metern eine grandiose Sicht auf die Schwäbische Alb, die Vogesen und die Schweizer Alpen beschert.
Das Wandern mit selbst geschnitzten Stöcken, vorbei an duftenden Blumenwiesen, gekreuzigten Jesussen und vertrockneten Fröschen gelingt mit den großen Kindern erstaunlich gut – etwas umständlicher verhält es sich mit der Kleinen. Sie läuft meist in die falsche Richtung, auch hält sie bei jeder Ameise an – ein naturkundliches Interesse, das wir einerseits fördern wollen, das uns aber auch daran hindern würde, vor Mitternacht im Hotel zu sein. Zum Glück wachsen am Wegesrand kulinarische Lockmittel: Walderdbeeren, Blaubeeren und Himbeeren sind dem Kind jeweils Anreiz, ein paar Schritte in die richtige Richtung zu tun.