Personen stoßen mit Bierkrügen an

Bierbrauen im MittelalterBraukunst im Kloster Alpirsbach

29.8.20245 min. Lesedauervon Hirsch & Greif
Bei der Führung „Bierbrauen im Mittelalter“ erfahren wir Interessantes über das Leben im Kloster Alpirsbach und die Braukunst der Mönche - Verkostung inklusive.

BW Story - CMR

Die Führung „Bierbrauen im Mittelalter“ im Kloster Alpirsbach

Bei der Führung „Bierbrauen im Mittelalter“ erfahren wir allerhand Interessantes über das Leben im Kloster Alpirsbach und die Braukunst der Mönche – Kostprobe inklusive.

Ein beleibter Mönch steht vor einem Fass. Er schaut zufrieden und erhebt einen gefüllten Bierkrug – fast so, als wollte er uns zuprosten. Es ist dieses Bild an einer Backsteinwand, das uns sofort ins Auge fällt, als wir aus dem Fenster des Cellariums schauen. Passenderweise stehen auch wir mit einem Bierkrug in der Hand im ehemaligen Vorratskeller des Klosters Alpirsbach in Baden-Württemberg. Also: „Hoch die Tassen“! Und während wir uns den leckeren Gerstensaft schmecken lassen, lernen wir mehr über die Geschichte der klösterlichen Bierbrautradition bei diesem kulinarischen Erlebnis in einem historischen Monument im Süden Deutschlands.
Die Klosterkirche des Klosters Alpirsbach von außen mit einem Brunnen im Vordergrund.
Die Klosterkirche Alpirsbach lockt mit Bier und Vesper im Vorratskeller.

Biertrinken war legitim – auch in der Fastenzeit

So erzählt uns Dr. Markus Rombach, warum unter anderem auch der Hunger daran Schuld war, dass Klosterkultur und Bierbrautradition seit jeher eng miteinander verbunden sind: Ein Mönch musste sich selbstverständlich an die Fastenzeit zwischen Fasching und Ostern halten, da gab es wenig zu essen, vernehmen wir. Es gab allerdings ein hübsches Schlupfloch, das den magenknurrenden Mönchen half: „Liquida non frangunt ieunum – Flüssiges bricht das Fasten nicht.“ Weil sie zur Fastenzeit nur wenig essen durften, sättigten sich die Mönche frei nach diesem Motto mit starkem, würzigem und kalorienhaltigem Bier.
Der Leiter der Führung steht im Außenbereich des Kloster Alpirsbach mit mehreren Personen.
Bei der Führung erfährt man, wie es zum Bier brauen und trinken der Mönche kam.

Täglich fünf Liter Bier pro Kopf

Überlieferungen zufolge durfte jeder Mönch fünf Liter Bier am Tag trinken. Wir müssen kurz schlucken, als wir das hören. Dr. Rombach lässt uns jedoch wissen, dass der Alkoholgehalt damals noch viel niedriger gewesen ist. Hatten die Ordensbrüder erstmal genug Bier getrunken und sich gesättigt, kam die Idee: Wenn wir schon Bier brauen, können wir doch auch ein paar Fässer mehr machen und verkaufen, dachten sie sich wohl. „Weil die Ordensbrüder lesen und schreiben konnte, hatten sie die Möglichkeit, Überlieferungen nachzulesen und alte Rezepte auszuprobieren“, erzählt uns Dr. Rombach. So wird klar, wie die Geistlichen schnell zu Spezialisten in der Bierbraukunst wurden.
Wer jetzt allerdings denkt, die Mönche im Kloster Alpirsbach führten ein Leben in Saus und Braus, der wird während der Führung durch die 900 Jahre alte historische Klosteranlage eines Besseren belehrt. Die Mönche mussten die strengen Regeln des Benediktinerordens befolgen, die den gesamten Tagesablauf mit Gebets- und Schlafenszeiten festlegten. Dazu gehörten auch nächtliche Chorgebete, deshalb war der Schlafraum der Ordensbrüder direkt an die Kirche angeschlossen. Die heilen Schlafhallen mit ihren Geheimnissen werden wir später noch kennenlernen.
Alpirsbacher Bier wird auf einem Tisch bei der Führung in Kloster Alpirsbach präsentiert.
Das Alpirsbacher Bier, hergestellt in einer Privatbrauerei neben dem Kloster.

Romanischer Minimalismus in Kirche und Schlafzimmer

Zuerst einmal aber führt uns Dr. Rombach in das Herzstück der Anlage: Die Alpirsbacher Klosterkirche gilt als eines der am besten erhaltenen Zeugnisse romanischer Kirchenbaukunst in Deutschland. Die dreischiffige Säulenbasilika mit dem Grundriss eines lateinischen Kreuzes beherbergt Fresken und Glasmalereien, Teile eines Chorgestühls, einen imposanten Marienaltar und als echte Rarität eine über sieben Meter lange, aufwendig gedrechselte Chorbank, entstanden Mitte des 14. Jahrhunderts. Grabplatten, die an bedeutende Äbte, Schutzherren und Stifter des Klosters erinnern, sind steinerne Zeugen dieser Epochen.
Der Innenraum der Klosterkirche des Klosters Alpirsbach im gedimmten Licht.
Die so gut erhaltene romanische Klosterkirche ist einzigartig in Deutschland.
Über eine Treppe gelangen wir von der Kirche aus direkt in den besagten Schlafbereich der Mönche. Das sogenannte Dormitorium war ursprünglich ein großräumiger Schlafsaal, in dem alle Mönche gemeinsam nächtigten. Was wir allerdings heute vorfinden, sind abgetrennte kleine Kojen, denn Ende des 15. Jahrhunderts wurde der große Raum mithilfe von Fachwerkwänden in einzelne Zellen unterteilt, in dessen Mitte ein breiter Flur entstand. Hier stehen wir nun und wagen einen Blick in die spartanisch eingerichteten Zimmerchen: ein kleiner Wandschrank und eine Sitznische am Fenster vermitteln uns anschaulich den asketischen, meditativen Lebensstil jener Zeit.
Die Räume der Benediktinermönche im Kloster Alpirsbach sieht man rechts durch eine offene Tür. Im Flur, links, findet die Führung statt.
Die Benediktinermönche führten ein simples und achtsames Leben im Kloster.
Wir erfahren: Alpirsbach wurde in der Reformationszeit zur Klosterschule. An den Wänden der Schlafzellen entdecken wir Wandmalereien der besonderen Art: Initialen, Jahreszahlen und Sprüche mit Renaissance-Motiven – „Graffiti“ der damaligen Klosterschüler. Unter den Dielen im Dormitorium fand man 1958 zudem ein Sammelsurium von Alltagsgegenständen und Kleidungsstücken des 15. und 16. Jahrhunderts, darunter eine Männerhose und mehrere Kinderhemden sowie insgesamt 17 Lederschuhe, die heute im Klostermuseum ausgestellt sind.
Der imposante Kreuzgang Kloster Alpirsbach und die darin stattfindend Führung mit mehreren Personen.
Durch den imposanten Kreuzgang nähert sich die Gruppe dem Vorratsraum im Keller.

Brotzeit mit Bier für Besuchende

Über die Wärmestube – dem einzig beheizbaren Raum im Kloster – und den Kreuzgang mit seinem prächtigen Netzgewölbe aus Buntsandstein gelangen wir schließlich in den ehemaligen Vorratskeller des Klosters. Im Cellarium nehmen wir nach all den vielen interessanten Infos rund um das Klosterleben noch eine kleine Stärkung zu uns: Aufgetischt wird ein deftiges Vesper und ein Alpirsbacher Bier von der privat geführten Brauerei, die sich genau gegenüber dem Kloster befindet. Die Ordensregel des heiligen Benedikt, im Essen und Trinken Mäßigkeit walten zu lassen, ist in Alpirsbach heute zum Glück Geschichte.

Tipp

Die Sonderführung „Bierbrauen im Mittelalter – Über die Braukunst der Mönche“ wird in der Regel zwei Mal im Jahr angeboten. Individuelle Termine sind für Gruppen ab 20 Personen buchbar.

Bier und Brotzeit werden auf einem Tisch im Kloster Alpirsbach serviert.
Nach der Führung "Braukunst im Mittelalter" wird eine Brotzeit mit Bier serviert
Übersicht

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