Fast zu fies, um wahr zu seinFantastische Welt der Orchideen – und wo sie zu finden sind
Wer hätte das gedacht? Orchideen sind nicht nur einfach betörende Schönheiten, sondern haben es faustdick hinter den Ohren. Oder besser gesagt, hinter den Blütenblättern. Sie locken, täuschen und enttäuschen – zumindest Insekten, die ihnen auf den Leim gehen. Im Kaiserstuhl gedeihen Orchideen mit Hummel- oder Spinnengesicht oder solche mit dem Antlitz eines Affen. Selbst Ziegenbockduft hat seine Fans.
Tipp
Du willst wissen, welche Orchidee du gefunden hast? Hol dir den „Taschenbegleiter Orchideen“ im Naturzentrum Kaiserstuhl oder bestell ihn online. Selten, spektakulär, stinkend: Auf Orchideenjagd mit Hannelore Heim
Die Gästeführerin Hannelore Heim empfängt uns am Brunnen vor dem Gasthof „Zur Lilie“. Schon von weitem entdecken wir viele leuchtende, purpurne Farbkleckse auf den Wiesen. Unsere erste Orchideensichtung ist die Pyramidenorchis. Im Liliental kommt sie offensichtlich in großer Zahl vor und ist hier mittlerweile die häufigste Orchideenart. Das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie gefährdet ist. Im Kaiserstuhl findet sie noch perfekte Bedingungen. Wie ihre Kolleginnen mag sie sogenannte „Trockenwiesen“, also trocken, mager und kalkhaltig. Farblich weniger auffällig, jedoch sehr skurril, ist unsere zweite Sichtung, die Bocksriemenzunge. Sie ist eine imposante Erscheinung von bis zu einem Meter Höhe. Ihr unterstes Blütenblatt streckt sie wie eine Zunge heraus. Doch das Beste ist ihr ganz und gar nicht edler Duft. Sie stinkt wie ein Ziegenbock. Was uns die Nase rümpfen lässt, lockt ihre Bestäuber – Fliegen und Käfer – magisch an.
Ohne den Hinweis unserer Expertin wäre uns die dritte Orchideenart vermutlich gar nicht aufgefallen: „Da hinten ist ein Großes Zweiblatt. Das sieht aus wie eine Flaschenbürste.“ Man muss schon sehr genau hinschauen, um die unscheinbaren, gelblich-grünen Blütchen zu erkennen. Zwei prächtigere Arten, das Helmknabenkraut und das Affenknabenkraut, finden wir leider verblüht vor. Also heißt es im April wiederkommen!