Weintrauben liegen in einem Gefäß vor einem Traktor während der Weinlese am Kaiserstuhl

Mitten im Weinberg, mitten im ErlebnisMitmachangebot: Weinlese am Kaiserstuhl

29.8.20246 min. Lesedauervon Die Reiseschreiber
Die Weinlese im Herbst ist ein Erlebnis. Bei manchen Betrieben des Weinsüden dürfen auch Gäste mitmachen. Wer kommt mit Herbsten?

Herbstabenteuer im WeinbergReife Leistung zwischen Reben, Regen und Rebscheren

Die Weinlese im Herbst ist ein Erlebnis. Bei manchen Betrieben des Weinsüden dürfen auch Touristen mitmachen, wie zum Beispiel in Burkheim am Kaiserstuhl, wo die Winzer des Weinguts Bercher allmorgendlich mit ihren rund 20 Helfern in die Reben fahren.Noch herrscht gähnende Leere in den Bottichen. Die riesigen Gefäße sind auf dem Anhänger in die Reben gekarrt worden, gegen Mittag sollen sie voll wieder in die Kelter zurückkehren. Das klingt nach einer Menge Arbeit und nicht nach vielen Pausen, in denen man fröhlich im Weinberg herumlümmeln kann.

Mitten im Weinberg mit guter LauneErleben, wie Wein entsteht

Die Atmosphäre ist trotzdem sehr entspannt. Ein eingespieltes Team geht dort am Sasbacher Limberg an die Arbeit. Rund 20 professionelle Erntehelfer und ein paar Touristen, die das Ganze einmal ein paar Stunden lang kennenlernen wollen. Sie haben eines schon mal richtig gemacht und Gummistiefel angezogen. Die Arbeit im Weinberg ist ausgesprochen erdverbunden und je nach Wetterlage auch dreckig.

Ein Mikrokosmos von Menschen

So ist die Teilnahme an der Weinlese auch eine Begegnung mit Menschen, ein Einblick in die Mechanismen einer Landwirtschaft, die genauso mit Arbeitskräftemangel zu kämpfen hat wie andere Branchen. Bei Bercher am Kaiserstuhl sind sie noch immer recht gut dran. Nach wie vor gibt es genug fleißige Menschen, die dafür sorgen, dass die Lese bis zum heutigen Tage von Hand erfolgen kann. „Es ist einfach besser und schonender“, sagt Winzer Arne Bercher, der zusammen mit seinem Cousin Martin das Weingut betreibt.
Erntehelfer stehen im Weinberg sind dabei die reifen Trauben zu ernten.

Teamwork, Taktgefühl und TraubenpowerEssigbeeren bitte rausschneiden

Dann weist Weinbautechniker Dieter Jäger die Neuen kurz ein. Die komplette Traube abschneiden und möglichst darauf achten, dass die Essigbeeren nicht dranbleiben. Das sind faule Trauben, die den Geschmack verderben. „Das kriegt man sonst nicht wieder raus“, sagt Dieter Jäger. Dieter Jäger hat alles im Blick: die Bottiche, die Eimer, die Traktoren und die Erntehelfer.Jeder neue begleitet einen erfahrenen Leser. In Windeseile zwicken sie die Traube ab, schneller als man gucken kann, füllen sich die Eimer, die auf kleinen Rollwägelchen neben den Arbeitern stehen. Sobald ein Eimer voll ist, kommt der Traktorfahrer und schüttet ihn in den Bottich. Die Kleintraktoren passen genau zwischen zwei Rebzeilen, mit schlafwandlerischer Sicherheit steuert der Fahrer sein Gefährt rückwärts durch den Weinberg.
Blau Trauben hängen noch am Rebstock und warten darauf geerntet zu werden.

Faszination WeinleseUrlauber dürfen Fragen stellen

Man muss aufpassen, dass man vor lauter Faszination auch etwas erntet. Die Winzer sind nachsichtig – Urlauber sind keine Vollzeitkräfte und stellen viele Fragen: Wie viele Kilos passen in einen Bottich? Wann wird daraus Wein? Und wie heißt das Gebirge, am Horizont?
Die Stadt heißt Breisach und das Gebirge sind die Vogesen. Der Sasbacher Limberg liegt ganz nah an der französischen Grenze, mit malerischem Blick ins Nachbarland. Deshalb helfen auch Erntehelfer aus dem Elsass mit – ihr alemannischer Dialekt klingt wie mediterran gewürztes Badisch.Die Gruppe ist ein Mikrokosmos aus Badenern und Nichtbadenern, aus deutschen und internationalen Kräften. Seit Jahrzehnten sind polnische Saisonarbeiter dabei – zuverlässig und unverzichtbar. Ergänzt wird das Team durch Stammpersonal und Ruheständler aus dem Dorf, die sich ein paar Euro dazuverdienen und vor allem das Erlebnis und die Geselligkeit schätzen.
Nahaufnahme eines großen weißen Traubens die ein Arbeiter in seiner Hand hält.

6 TonnenZwölf Bottiche sind jetzt voll

Kurz vor 12 ist dann Mittagpause. Die ersten zwölf Bottiche am Sasbacher Limberg sind tatsächlich voll, das sind bei einer Einzelbefüllung von etwa 450 Kilo stolze sechs Tonnen Traubengewicht. Mit einem großen Traktor werden sie nun auf den Anhänger gehievt und rumpeln in die Kelter des Weinguts. Irgendwann im Frühjahr wird daraus ein fertiger Weißburgunder werden, es ist eine der einfacheren Lagen, ein Guts- oder Ortswein, wie es in der Winzersprache heißt.Der eine oder andere Tourist merkt nun, dass er das Herbsten doch nicht wirklich gewöhnt ist. Die Hände tun weh und ein kleines bisschen der Rücken. „Deshalb reicht oft auch ein Vormittag,“ sagt Winzer Martin Bercher, wobei es durchaus Gäste gibt, die mehre Tage arbeiten wollen. In jedem Fall dürfen sie zum Mittagessen mit, ein deftiger Eintopf mit einem Glas Weißherbst wartet auf die Mannschaft.
Auf einem Anhänger stehen volle Fässer mit geernteten Trauben.

Tradition trifft TerroiMalerischer Weinort Burkheim

Vermutlich ist es ja auch gar keine schlechte Idee, sich am Nachmittag ein wenig Zeit für den historischen Weinort Burkheim zu nehmen, wo das Weingut Bercher seit 1756 seinen Sitz hat. Schon in zehnter Generation bewirtschaftet es die Familie. Es gehört zum Verband der VDP-Weingüter, Betriebe mit hohem Standards und strenge Kriterien.Die Trauben, die am Vormittag geerntet wurden, gehen nun schon in die Presse. Sie werden bald ganz anders schmecken als das süße Beerchen, das man bei der Lese vom Henkel stibitzt hat. Es war eigentlich sehr gut und wird den Ertrag beim Fassausbau im Keller nicht wirklich mindern.
Burkheimer Altstadt mit vielen Häusern.

Neugierig geworden?Weitere Inspirationen zur Weinlese am Kaiserstuhl

Information: Wer bei der Weinlese des Weinguts Bercher in Burkheim am Kaiserstuhl teilnehmen möchte, muss sich vorher anmelden. Die Teilnahme ist kostenlos, es gibt auch ein Mittagessen gratis. Geherbstet wird von August bis Oktober: Telefon +49 ( 0) 7662 212

Weinhighlights im SüdenHier gibt es Prickelndes für deinen Terminkalender