Am Rande des UNESCO-Klosters Maulbronn ziehen sich die Weinberge steil in die Höhe.

Wahrheit des WeinesWeinführung im Kloster Maulbronn

29.8.20243 min. Lesedauervon Hirsch & Greif
Erleben Sie die Wahrheit des Weines in den Maulbronner Weinbergen: Mit Führung durch die kühlen Klostergemäuer und wärmender Weinprobe wo der Wein wächst.

BW Story - CMR

In Vino Veritas: Eintauchen in die Geschichte des Klosters mit seinen Weinen

Nach einer Führung durch die kühlen Klostergemäuer tut es gut, sich in der warmen Mittagssonne wieder aufzuwärmen. Besonders angenehm geht das bei einem Gang durch die Weinberge und einer Verkostung, die im Rahmen der In-Vino-Veritas-Führung in die Maulbronner Weinberge führt.

Bedächtig blickt Gernot um sich. Er ist seit drei Jahren Guide im Kloster Maulbronn und fühlt sich dennoch bei jeder Tour nahezu so ehrfürchtig wie beim ersten Mal. Heute mischt sich auch Vorfreude in dieses Gefühl. Denn nachdem er den ersten Teil der In Vino Veritas-Führung absolviert hat, schließt er sich der Tour durch den Weinberg an, die mit einer Verkostung hoch über Maulbronn ausklingt. Hetzen wird er dennoch nicht, dafür genießt er den Gang durch das UNESCO-Weltkulturerbe zu sehr.
Kloster Maulbronn von innen während Menschen im Mittelpunkt stehen während einer Führung
Die Anlage ist eine der ältesten UNESCO-Welterbestätten in Baden-Württemberg.

Stille Kost im Speisesaal

Langsam geht Gernot mit seinen Gästen durch die riesigen Räume und öffnet mit seinen Anekdoten Fenster in lang vergangene Welten. Im großen Herrenrefektorium, dem ehemaligen Speisesaal, erzählt er, dass hier für alle Mönche Schweigepflicht galt, außer für einen Auserwählten, der aus der Bibel und theologischen Schriften vorlas. Im langen Kreuzgang verrät er schmunzelnd, dass die großen Fensteröffnungen früher verglast waren, das wertvolle Material jedoch dringend vom Herzog von Württemberg für seinen englischen Garten gebraucht wurde. Und in der Klosterkirche zeigt er sein Lieblingsstück: das reich geschmückte Chorgestühl aus dunklem Holz. „Darin mussten die Mönche und Laienbrüder im Stehen beten, und das sieben bis acht Mal am Tag.“
Jesu-Kreuz in der Klosterkirche Maulbronn, umgeben von Kerzenlicht.
Die Zisterziensermönche und Laienbrüder mussten hier acht Mal am Tag beten.
Das Kloster Maulbronn liegt sanft gebettet in der Hügellandschaft des Strombergs zwischen Karlsruhe und Heilbronn. Das UNESCO-Weltkulturerbe wurde 1147 von Zisterziensermönchen errichtet und ist die am vollständigsten erhaltene Klosteranlage des Mittelalters nördlich der Alpen. Die Mönche lebten ein einfaches und zurückgezogenes Leben. Sie beteten, meditierten und arbeiteten. In den Klostergärten bauten sie Gemüse und Kräuter an, im See direkt hinter dem Kloster betrieben sie Fischzucht und entlang der steilen Hänge bauten sie Wein an. „Und der war damals schon von oberster Güteklasse“, weiß Winzer Frank Jaggy, der Gernot und seine Gäste im zweiten Teil der In Vino Veritas-Führung nun mit in seine Weinberge nimmt.
Closterweinberg Maulbronn von oben mit einer Gruppe an Menschen auf einem Pfad hindurch.
Winzer Frank Jaggy bewirtschaftet und führt durch den Closterweinberg.

800 Jahre Weinberg-Kunst: Ein Meisterwerk, das die Zeit überdauert!

„Auch nach 800 Jahren ist dieser Weinberg eine geniale Konstruktion“, erzählt Jaggy, während er mit seinen Gästen den steilen Weg hinaufspaziert. Da der Hang zur Ostseite abfällt, werden die Reben von der Morgensonne getrocknet. Und die Sandsteinmauern, die die schmalen Terrassen stützen, geben bis tief in die Nacht Wärme ab. „Den Trauben geht es dadurch richtig gut, das macht die harte Arbeit erträglicher“, erzählt der Winzer. Die Weinberge vor dem Kloster sind nämlich so steil und schmal, dass sie von Hand bearbeitet und gelesen werden müssen. Dadurch dauert die Lese dreimal länger als in anderen Weinbergen. „Aber die Aussicht auf das Kloster macht ganz viel wett“, findet Jaggy. Denn die ist von hier oben gigantisch.
Personen in Closterweinberg Maulbronn mit Frank Jaggy
Im Weinberg kommen die Gäste gemeinsam mit dem Winzer den Trauben ganz nah.
Noch vor knapp 25 Jahren waren die 1,2 Hektar Rebfläche von dichtem Gebüsch überwuchert. Der Weinberg wurde nur bis 1920 gepflegt und lag dann knapp 80 Jahre brach, bis Jaggy dem Kloster anbot, die Weinberge wieder zu bestellen. Mit viel Geduld und Mühe päppelte der damalige Jungwinzer das Gelände auf und erweckte somit 800 Jahre Weinbaugeschichte unter dem Namen Closterweinberg wieder zum Leben. „Was damals angebaut wurde, wissen wir leider nicht genau. Burgundersorten und Riesling lagen jedoch nah, deswegen haben wir sie kultiviert“, erzählt Jaggy. Mit Erfolg, der Wein von den Closterweinbergen gehört zu den beliebtesten in Jaggys Sortiment. Wie sie schmecken, dürfen die Gäste nun bei einer Verkostung erleben.
Frank Jaggy schüttet sich den Colsterwein in ein Glas
An einem Plätzchen über dem Kloster Maulbronn werden Closterweine probiert.
An einem schattigen Plätzchen an der Kuppe des Weinbergs steht ein hübsch gedeckter Tisch mit leeren Weingläsern und vollen Tellern. Franks Ehefrau Patricia hat während Franks Führung alles vorbereitet und drapiert noch schnell eine lange Weinranke auf dem Tisch. Zu einer kalten Platte mit Käsewürfeln, Salami, Oliven und Salat beginnt jetzt die Weinverkostung. „Die Weinprobe ist mein Lieblingspart bei dieser Führung. Es ist so ein tolles Gefühl, das, wofür man ein ganzes Jahr lang gearbeitet hat, präsentieren zu können.“ Während Frank Jaggy nacheinander Regent, Lemberger, Riesling und Grauburgunder serviert, erzählt er. Über den Closterwein, die besonderen Etiketten, die gemeinsam mit dem hiesigen Künstler Dr. Frank entstanden sind und von seinem Lieblingswein, dem Lemberger, den er genüsslich im Glas schwenkt.
Eine Weinfalsche steht inmitten mehrerer Häppchen.
Die herzhaften Häppchen ergänzen die Weinprobe mit Oliven, Käse und Salami.
Als die Veranstaltung nach drei Stunden endet, sind die Gäste ganz froh darüber, dass in Maulbronn ein Bus verkehrt. Bevor es zur Haltestelle geht, schauen sie aber noch schnell im Weinshop in der Klosterinformation vorbei. Denn Jaggys Closterweine schmecken auch zu Hause ganz fabelhaft.
Frank Jaggy hält ein Weinglas mit Wein in der Hand.
Frank Jaggy erzählt, wie er den verlassenen Weinberg zum Leben erweckt hat.
Übersicht

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