Familie mit drei Kindern und einer Frau dahinter läuft über einen Steg oberhalb eines Sees. Am Ende des Steges, hinter der Familie, steht ein Holzgebäude auf dem See.

Zurück in die Stein- und BronzezeitFederseemuseum und Pfahlbauten in BaWü

29.8.20244 min. Lesedauer
Im Federseemuseum von Bad Buchau und im Pfahlbaumuseum am Bodensee tauchen wir aktiv in die Alltagswelt der Stein- und Bronzezeit ein.

BW Story - Dorothee Fauth

Schwäbisches Troja, badisches Pompeji

Im Federseemuseum von Bad Buchau sowie im Pfahlbaumuseum am Bodensee kann man aktiv in die Alltagswelt der Stein- und Bronzezeit eintauchen.
Handlich, sauscharf, multifunktional. Schon die Menschen der Steinzeit besaßen ein Schweizer Taschenmesser. Wer das nicht glaubt, der sollte dem oberschwäbischen Federseemuseum einen Besuch abstatten und dort mit einem zur Klinge geschlagenen Feuerstein ein Stück Leder schneiden. Er gleitet hindurch wie durch Butter. Feuerstein ist härter und schärfer als Stahl. Funken schlagen lassen sich damit natürlich auch.
Um das auszuprobieren, muss man sich auf den Family Activity Trail durchs Museumsfreigelände begeben, eine Entdeckungsreise in unsere prähistorische Vergangenheit. Links geht es in die Steinzeit, rechts in die Bronzezeit. Auf wenigen 100 Metern spazieren Besucher hier durch mehrere Jahrtausende Leben am Federseemoor, als die Rentierjäger nach dem Ende der Eiszeit sesshaft wurden. Sie rammten Baumstämme in den schwankenden Grund und errichteten darauf ihre Häuser: die Pfahlbauten.
Miniatur Modell einer Siedlung aus Holzhäusern, die auf getrocknetem Boden stehen, umgeben von einer Holzmauer. Darum sind mehrere Wiesen und Schafe.
UNESCO-Welterbe in Miniatur: Das Modell der Forschner-Siedlung im Federseemuseum.
Mehr als 900 Fundstellen solcher Siedlungen gibt es im gesamten Alpen- und Voralpenraum. 111 sind UNESCO-Welterbe, 15 davon befinden sich in Baden-Württemberg. Was sie so besonders macht: Sie liegen an Mooren und Seen, deren sauerstoffarme Torf- und Schlammschichten wie eine Zeitkapsel ganze Lebenswelten bewahrten. Nicht nur Artefakte aus Stein oder Metall, sondern auch organisches Material. Hauspfosten, Leinfasern für Kleidung, Fischernetze, Einbaumboote, Getreide, Steinzeitkaugummis sowie die Reste einer Fischsuppe, die vor rund 5000 Jahren über offenem Feuer köchelte.
Das Federseemoor und der Bodensee gehören zu den berühmtesten Fundstellen, und ihre Museen in Bad Buchau und Unteruhldingen sind ein lebendiges Schaufenster in diese Vergangenheit. Sie haben die versunkenen Dörfer ans Licht geholt. Allein im Federseemoor wurden bereits mehr als 20 Siedlungen und über 50 Einbäume, das Verkehrsmittel jener Zeit, entdeckt. Anhand der Funde ließen sich die Häuser rekonstruieren und das Leben jener Zeit (be)greifbar machen.Genau darum geht es auf dem Family Activity Trail. Ausgestattet mit einer Karte und einer Forschertasche, die man an der Kasse erhält, darf man an 14 Stationen ausprobieren, wie der Alltag damals aussah. Zwei Utensilien darin: das steinzeitliche Schweizer Taschenmesser und ein Stück Leder. Es gibt Aktivaufgaben und Rätselfragen. Wie zum Beispiel ist es möglich gewesen, über dem Feuer eine Suppe zu kochen, als es noch keine Töpfe aus Ton oder Metall gab?
 Familie schaut alten Menschenschädel an in einer Ausstellung, der hinter Glas steht. An der Wand hinter dem Schädel steht eine Infotafel.
Familie mit drei Kindern und einer Frau dahinter läuft über einen Steg oberhalb eines Sees. Am Ende des Steges, hinter der Familie, steht ein Holzgebäude auf dem See.
Eine braue Tasche liegt mit mehreren Gegenständen verteilt auf einer Wiese. Neben der Tasche liegt eine Faltkarte und eine Plastiktüte.
Einzigartige Originalfunde und Artefakte: Archäologische Geschichte anschaulich vermittelt.
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Wichtigstes Grundnahrungsmittel der Steinzeit war Getreide. Das musste nicht nur angebaut, sondern auch gemahlen werden. Wie mühsam das war, lässt sich in der Siedlung Taubried aus der älteren Jungsteinzeit erleben. Mit Körnern und einer Sanduhr aus der Forschertasche hat man drei Minuten Zeit, das Getreide auf der Sattelmühle möglichst fein zu zerreiben. Außerdem erfährt man, dass so eine steinzeitliche Immobilie vollgepackt war bis unters Dach – mit Kind und Kegel, Backofen, Feuerstelle, Haushaltsobjekten, Waffen, Schlafstätten und Erntevorräten.
Ein Abstecher, vorbei an der späten Jungsteinzeit, führt zu den damals domestizierten Nutztieren: Ziegen und Schafe lieferten Milch. Rinder dienten hauptsächlich als Traktoren auf vier Beinen, denn unsere Vorfahren waren laktoseintolerant. Kunststoffziege Olga lässt geduldig Melkversuche über sich ergehen.
Mit der Bronzezeit veränderte sich die Welt grundlegend. Die Menschen fingen an, Handel zu treiben. Sie importierten Glasperlen aus Italien, Bernstein von der Ostsee, Salz aus Hallstatt und Pferde aus der russischen Steppe, quasi die SUV der Oberschicht. In der Bronzezeit gab es zum ersten Mal Reichtum, den es zu verteidigen galt, sei es mit Schloss und Schlüsseln oder mit Schwertern. Dank Zinn aus England und Kupfer aus den Ostalpen konnte nun Metall gegossen werden. Die Bronzeschmieden waren das prähistorische Silicon Valley, die Werkzeug, Schmuck und Waffen in einer ganz neuen Qualität herstellten.
Personen laufen in Rekonstruktion von Pfahlbauten und Hütten auf einer Wiese. Diese bestehen aus Holzdach und Grundkonstruktion und Lehm an den Wänden
Entdeckt auf dem archäologischen Freigelände Rekonstruktionen von Pfahlbauten und Hütten.
Vor einem Kleiderschrank drängeln sich Kinder, um sich mit der Mode aus der Stein- und Bronzezeit zu verkleiden: Leinenhemden, Lederbeinlinge, Bastmäntel und Fellhüte. Schnell noch ein Selfie vor dem Spiegel, bevor es zur letzten Station geht. Dort schlämmen sie einen Lösungsbuchstaben aus einer Erdprobe. Für einen Code, der eine Überraschung bereithält … Wer das Museum am Wochenende besucht, kann sich auch im Speerschleudern üben und im Einbaum über den Teich paddeln.
Das Moor und die Seen hatten unsere Vorfahren als Siedlungsort gut gewählt. Sie waren Handelswege, boten reichlich Nahrung und Schutz vor Feinden. Während die Pfähle der Häuser am Federsee im Moor versenkt wurden, stehen sie am Bodensee sichtbar im Wasser. Die Zeitreise durch das dortige Pfahlbaumuseum beginnt im Archaeorama. In einer 360-Grad-Multimediaschau taucht man zu den Pfahlfeldern am Seegrund ab und mitten im virtuellen Alltag eines Dorfs wieder auf.
Mädchen mahlt auf Knien mit einem Stein Getreidekörner, die auf einem größeren Stein liegen.
Kinder stehen an einer Schlammstation, in der in Eimern Schlamm und Erde liegt. Über den Eimern sind Wasserhähne angebracht. Aus dem Schlamm kommen Fundstücke zum Vorschein.
Menschen sitzen in einem Boot auf grünlichem Wasser. Sie winken in die Kamera. Rechts von ihnen befindet sich Schilfgras und links ein Holzgebäude auf Stelzen, die im Wasser stehen.
An 14 unterschiedlichen Stationen können Kinder ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen.
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Dann öffnet sich ein Tor. Ein Steg führt zu 23 Häusern aus der Stein- und Bronzezeit mit szenischen Alltagswelten. Auch hier können Besucher dem Leben der Pfahlbauer mit allen Sinnen nachspüren – auf einem Parcours, wo Feuersteinmesser gebaut, Getreidebrei und Steinzeitfischsuppe gekocht werden. Hebt man zwischendurch den Kopf, schaut man auf die schneebedeckten Schweizer Alpengipfel am blauen Horizont. Man hätte schlechter wohnen können.
Übersicht

Mehr über die Alltagswelt der Stein- und Bronzezeit

Vom Rentierlager aus der Altsteinzeit bis zur vorindustriellen Fischfanganlage der Kelten zeigt das Freigelände des Federseemuseums 15.000 Jahre Menschheitsgeschichte, die das Moor bewahrt hat. Die Zeit der Pfahlbauer am Bodensee beginnt etwa 4300 v. Chr. Knapp 3500 Jahre später beendete ein Klimasturz die Siedlungsgeschichte am See. Sowohl im Federseemuseum als auch im Pfahlbaumuseum sind Originalfunde ausgestellt.

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