Einst war die Meinung zu den 33 Flachdachbauten sehr geteilt, erzählt Anja Krämer, die Leiterin des Weissenhofmuseums im Haus Le Corbusier. „Wir Berliner blicken voller Neid auf Stuttgart“, schreibt damals zwar eine Hauptstadt-Zeitung. Und 500 000 Menschen kommen, um sich die Häuser anzuschauen. Aber dem Planer Ludwig Mies van der Rohe bläst auch ein rauer Wind entgegen. Als der Architekt seine Pläne für die Bauausstellung, die die Stadt mit dem Deutschen Werkbund ausrichtet, vorlegt, lehnen mehrere Stuttgarter Architekten die Ideen ab, nennen die Siedlung ein „italienisches Bergnest“ und „eine Vorstadt Jerusalems“. Der Gemeinderat in Stuttgart denkt damals visionär, er stimmt für die Pläne van der Rohes, und dieser engagiert 17 Architekten, darunter den Bauhaus- Begründer Walter Gropius und Hans Scharoun, der später die Berliner Philharmonie baut. Es entstehen 33 Häuser, von denen heute noch zwei Drittel stehen.