Ansicht des Vitra Design Museums bei Weil am Rhein in der Abenddämmerung

Mekka für ArchitekturfansVitra-Campus in Weil am Rhein

5.12.2025von Evelyn und Ralph Scheer | unser BW
Es gibt viel zu entdecken: Der Vitra Campus ist ein einzigartiges Ensemble aus Architektur, Design und Kunst inmitten einer ehemaligen Kirschplantage.

Spielplatz der GroßenEldorado für Design- und Architekturfans

Nahe des Dreiländerecks Deutschland-Schweiz-Frankreich in Weil am Rhein befindet sich der Vitra Campus. Es erwartet dich ein spektakulär gestaltetes Gelände mit weltberühmten Highlights zeitgenössischer Architektur. Dazu zählen das Vitra Design Museum, das VitraHaus als Flagship-Store, das Vitra Schaudepot und der 30 Meter hohe Rutschturm. Du kannst auch mehrere ikonisch gestaltete Produktionshallen bewundern, in denen die Vitra-Möbel gebaut werden. Außerdem gibt es wechselnde Design-Ausstellungen und spannende Führungen.
Verschiedene Stühle hängen mit der Lehne an einer Wand.
Die ikonischen Produkte von Vitra
Die Stühle sind im Vitra Haus zu sehen.

Mitten im Architektur- und Design-OlympTour de Vitra

Es ist nicht ganz leicht, sich auf dem weitläufigen Gelände zu orientieren. Der Vitra Campus gliedert sich in öffentliche und nicht-öffentliche Bereiche. Während der regulären Öffnungszeiten, täglich von 10 bis 18 Uhr, die für die meisten Bereiche des Vitra Campus gelten, kannst du alles öffentlich Zugängliche auf eigene Faust erkunden. Dazu gehören das Vitra Design Museum, das Vitra Schaudepot, das VitraHaus, der Rutschturm und weitere architektonische Highlights. Letztere allerdings nur von außen. Zum Ausruhen und Genießen laden das VitraHaus Café und das Depot Deli ein.

Einkaufstipp

Topdesign zu reduzierten Preisen findest du im Circle Store, den Second-Hand-Shop für Vitra-Produkte, inklusive Showroom-Modelle, Ausstellungsstücke und vorherige Kollektionen.
Am tiefsten ins Vitra-Universum eintauchen kannst du bei einer der Führungen. Hier bist du mittendrin statt nur dabei, und nur so kannst du einen Blick hinter die Kulissen werfen. Täglich gibt es Architekturführungen in deutscher oder englischer Sprache. Sie dauern etwa zwei Stunden. Nahezu alle Gebäude auf dem Campus sind enthalten. Die Route startet beim VitraHaus, führt weiter zur Vitra Design Museum Gallery, vorbei am Konferenzpavillon und dem neuen Doshi Retreat zur SANAA-Halle. Das Regenschirmhaus passierend spazierst du zum fulminanten Finale, dem Feuerwehrhaus. Die Gebäude werden von außen vorgestellt, drei auch von innen – wenn dort nicht gerade eine Veranstaltung stattfindet. Ein besonderes Schmankerl ist das Werksgelände selbst, das du ausschließlich im Rahmen einer Führung besichtigen kannst. Neben den Architekturführungen gibt es weitere Rundgänge wie die Ausstellungsführungen im Vitra Design Museum oder im Vitra Schaudepot, Produktionsführungen sowie Angebote für Kinder und Schulen.

Tipp

Bei einer Führung lernst du den Campus am besten kennen. Alle Infos und Termine findest du hier www.design-museum.de/fuehrungen

Who’s who der ArchitekturweltBadisches Hanami trifft Architektur-Elite

Auf dem Vitra Campus schneit es im April weiße Kirschblütenblätter. Die Sonne lacht vom stahlblauen Himmel und setzt die architektonischen Meisterwerke gekonnt in Szene. Über allem wachen die sattgrünen Hügel des Rheintals. Schwer zu entscheiden, wohin man seinen Blick zuerst richten soll. Im südbadischen Weil am Rhein werden Visionen von einigen der besten internationalen Architekt:innen lebendig. Es mutet wie das Who’s who der Architekturwelt an: Darunter sind Frank Gehry, Zaha Hadid, Tadao Ando, Herzog & de Meuron, SANAA, Álvaro Siza und Sir Nicholas Grimshaw. Was so perfekt geplant wirkt, ist jedoch das Resultat einer Tragödie …Tipp: Eine gute Einstimmung auf den Campus ist das VitraHaus der Schweizer Stararchitekten Herzog & de Meuron. Es ist ein fünfstöckiger Gebäudestapel, bestehend aus zwölf einzelnen Giebelhäusern. Ideale Bühne für den Flagshipstore, in dem sich die Besucher:innen ihre Lieblingsstücke aus der gesamten Vitra Home Collection auswählen können.
Blick auf ein architektonisches Meisterwerk bestehend aus aufeinander gestapelten Giebelhäusern.
Start der Architekturführung
Das VitraHaus der Schweizer Stararchitekten Herzog & de Meuron

Wie Phoenix aus der AscheCollage der Architekturvielfalt

„Der Vitra-Campus besteht seit den 1950er Jahren“, führt unser Vitra-Guide, die Kunst- und Designhistorikerin Nicole Clemens aus. „Die Gebäude, sind im Wesentlichen nach 1981 entstanden“. Ein Brand durch einen Blitzschlag zerstörte damals einen Großteil der Produktionshallen. Daraufhin entwickelte der britische Architekt Sir Nicholas Grimshaw einen Masterplan für das Gelände. Zügig errichtete er die ersten Neubauten. Im Laufe der Jahrzehnte folgten weitere Architekt:innen – „sodass der Campus eine schöne Collage einer Architekturvielfalt ist, die die Produktpalette von Vitra widerspiegelt“, schwärmt Clemens.

Hand in Hand: Design und Produktion

Staunend pilgern wir zum Vitra Design Museum des amerikanischer Architekten Frank Gehry von 1989. Es war das erste Designmuseum Europas. Es folgt der Konferenzpavillon des Japaners Tadao Ando. „Kontrastreicher könnten die beiden Gebäude nicht sein“, erklärt Clemens. „Einerseits der Brutalismus von Tadao Ando, andererseits der Dekonstruktivismus von Frank Gehry“. Inspiriert von japanischer Baukunst und westlicher Moderne vereint Ando bei seinem Konferenzpavillon Architektur mit Natur. Besonders haben es ihm die Kirschbäume angetan: An den streichelzarten Betonwänden befinden sich drei Abdrücke von Kirschbaumblättern. Wir halten bei der Skulptur „Balancing Tools“ von Claes Oldenburg & Coosje van Bruggen. Sie zeigt die drei Werkzeuge, die bei der Endmontage der Möbel zum Einsatz kommen: Hammer, Schraubendreher und Zange. Nun passieren wir drei Produktionshallen von Grimshaw und Gehry, bevor wir die Halle des japanisches Architekturbüros SANAA betreten. Mit 20.000 Quadratmetern ist sie etwa so groß wie zwei Fußballfelder. Rund, doch kein perfekter Kreis, sondern eine organische Form mit Eindellungen und Ausbuchtungen wie eine Seifenblase. Die gewellte Fassadenverkleidung besteht aus erdbeben- und sturmsicherem Acrylglas – schließlich befinden wir uns hier am Oberrheingraben in der Erdbebenzone, „wo es ab und zu mal wackelt“. Außen ist die Halle der Star, innen ist es die Produktion.

Das legendäre erste Bauwerk von Zaha Hadids

Vorbei am Produktionsgebäude des portugiesischen Architekten Álvaro Siza, schreiten wir zum Feuerwehrhaus der preisgekrönten irakisch-britischen Architektin Zaha Hadid. Sie griff dafür die Linien des Tüllinger Bergs auf, zog sie hinunter ins Tal und ließ diese – nach ihren eigenen Worten – explodieren. Es liegt nicht am Wein, dass der Boden und die Wände schief wirken, sondern ist eine optische Täuschung. Klein, aber fein ist das Regenschirmhaus des japanischen Architekten Kazuo Shinohara, das bis vor wenigen Jahren noch in Tokio stand. Mittlerweile senkt sich die Dämmerung über das Gelände. Zeit, auf Wiedersehen zu sagen. Noch ein flinkes Fotoshooting des Rutschturms von Carsten Höller mitnehmend eilen wir zum Bahnhof.
Blick Richtung Himmel aus dem Innenhof eines Gebäudes. Rundrum sind weiße Wände zu sehen und geschwungende Formen des Gebäudes.
Der überdachte Eingang zu einer großen, weißen Halle, dessen Fassade gewellt ist.
Gebäude mit Betonfassade im Sonnenuntergang. An der linken Seite ragt eine Spitze in den Himmel.
Ein bungalow-artiger Bau mit spitzem Dach steht im Grünen umgeben von rosa blühenden Kirschbäumen.
Ein metallener Turm mit Rutsche im orangenen Sonnenuntergang.
Das Vitra Design Museum von Frank Gehry
Der amerikanische Architekt hat ein weltweit führendes Designmuseum geschaffen.
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ÜbersichtInfos rund um deinen Besuch auf dem Vitra Campus

Für euch unterwegsUnsere Reporter:innen

Eine Frau und ein Mann in Wanderklamotten knieen in einer Blumenwiese und schauen in die Kamera.
Evelyn und Ralph Scheer | unser BW

Evelyn und Ralph sind ein abenteuerlustiges Ehepaar, das die Welt am liebsten zu Fuß entdeckt. Besonders gerne sind sie in ihrer Heimat Baden-Württemberg unterwegs. Mit ihren Fotos und Storys inspirieren die Journalistin und der Fotojournalist in vielen Medien, auf ihrem Blog und Social Media.