Wie Phoenix aus der AscheCollage der Architekturvielfalt
„Der Vitra-Campus besteht seit den 1950er Jahren“, führt unser Vitra-Guide, die Kunst- und Designhistorikerin Nicole Clemens aus. „Die Gebäude, sind im Wesentlichen nach 1981 entstanden“. Ein Brand durch einen Blitzschlag zerstörte damals einen Großteil der Produktionshallen. Daraufhin entwickelte der britische Architekt Sir Nicholas Grimshaw einen Masterplan für das Gelände. Zügig errichtete er die ersten Neubauten. Im Laufe der Jahrzehnte folgten weitere Architekt:innen – „sodass der Campus eine schöne Collage einer Architekturvielfalt ist, die die Produktpalette von Vitra widerspiegelt“, schwärmt Clemens.
Hand in Hand: Design und Produktion
Staunend pilgern wir zum Vitra Design Museum des amerikanischer Architekten Frank Gehry von 1989. Es war das erste Designmuseum Europas. Es folgt der Konferenzpavillon des Japaners Tadao Ando. „Kontrastreicher könnten die beiden Gebäude nicht sein“, erklärt Clemens. „Einerseits der Brutalismus von Tadao Ando, andererseits der Dekonstruktivismus von Frank Gehry“. Inspiriert von japanischer Baukunst und westlicher Moderne vereint Ando bei seinem Konferenzpavillon Architektur mit Natur. Besonders haben es ihm die Kirschbäume angetan: An den streichelzarten Betonwänden befinden sich drei Abdrücke von Kirschbaumblättern. Wir halten bei der Skulptur „Balancing Tools“ von Claes Oldenburg & Coosje van Bruggen. Sie zeigt die drei Werkzeuge, die bei der Endmontage der Möbel zum Einsatz kommen: Hammer, Schraubendreher und Zange.
Nun passieren wir drei Produktionshallen von Grimshaw und Gehry, bevor wir die Halle des japanisches Architekturbüros SANAA betreten. Mit 20.000 Quadratmetern ist sie etwa so groß wie zwei Fußballfelder. Rund, doch kein perfekter Kreis, sondern eine organische Form mit Eindellungen und Ausbuchtungen wie eine Seifenblase. Die gewellte Fassadenverkleidung besteht aus erdbeben- und sturmsicherem Acrylglas – schließlich befinden wir uns hier am Oberrheingraben in der Erdbebenzone, „wo es ab und zu mal wackelt“. Außen ist die Halle der Star, innen ist es die Produktion.
Das legendäre erste Bauwerk von Zaha Hadids
Vorbei am Produktionsgebäude des portugiesischen Architekten Álvaro Siza, schreiten wir zum Feuerwehrhaus der preisgekrönten irakisch-britischen Architektin Zaha Hadid. Sie griff dafür die Linien des Tüllinger Bergs auf, zog sie hinunter ins Tal und ließ diese – nach ihren eigenen Worten – explodieren. Es liegt nicht am Wein, dass der Boden und die Wände schief wirken, sondern ist eine optische Täuschung. Klein, aber fein ist das Regenschirmhaus des japanischen Architekten Kazuo Shinohara, das bis vor wenigen Jahren noch in Tokio stand. Mittlerweile senkt sich die Dämmerung über das Gelände. Zeit, auf Wiedersehen zu sagen. Noch ein flinkes Fotoshooting des Rutschturms von Carsten Höller mitnehmend eilen wir zum Bahnhof.