Luftaufnahme eines Sees mit viel Ufergrün und einem Zufluss

Sanftes Vogelparadies in OberschwabenNaturerlebnis Federsee

15.4.202510 min. Lesedauervon Hirsch & Greif
Die Vogelwelt im Naturschutzgebiet Federsee ist so vielseitig wie kurios. Entdecken kann man sie bei einer Birdwatching-Tour mit Kerstin Wernicke.

Ein mystischer Ort

Moorlandschaft Federsee

Hinter dem Schilf, wo heute der See liegt, war früher eine große Stadt. Also früher… und dann nochmals ein Zeitalter zuvor. In dieser großartigen Stadt lebten viele Menschen. Sie waren reich. Sie lebten gut. Vielleicht ging es ihnen viel zu gut. Denn sie waren maßlos und gottlos – also ging die Stadt unter. An ihrer Stelle klafft heute ein riesiges schwarzbraunes Loch, das randvoll gelaufen ist mit Moor und anderem Schmodder.

So oder so ähnlich lauten zahlreiche Mythen und Legenden, die sich um den Federsee ranken – diesen wundervollen und geheimnisvollem Ort, der sich mitten im größten zusammenhängenden Moorgebiet Baden-Württembergs befindet.

Vielleicht muss man die Menschen verstehen, die sich diese Märchen erzählten. Sie standen damals vor einer undurchdringlichen Schilf- und Feuchtwiese. Sie konnten weder hineingehen noch nachschauen, wie es dort wirklich aussieht. Sie wären in den Tiefen des Moores versunken. Also malten sie sich aus, was wohl hinter dem Schilfvorhang sein könnte. Wie schön, wie reich und wie fantastisch die Natur dort ist, das konnten sie sich freilich nicht vorstellen. Heute kann man es besichtigen. Live und in Farbe, mit allen Sinnen, in völliger Ruhe und Gelassenheit und an manchen Stellen sogar auf bequemen Stegen.
Auf Entdeckungstour

Ein Paradies für Vogelbeobachtung

Der zweitgrößte See Baden-Württembergs versteckt sich hinter einem 250 Hektar großen, bis zu vier Meter hohen Schilfgürtel. Als es den Federseesteg noch nicht gab, waren Schilf- und Feuchtwiesen daher alles, was die Bad Buchauer von ihrem Gewässer zu Gesicht bekamen. Das 33 Quadratkilometer große Moor rund um den See in Oberschwaben ist Naturschutzgebiet und Lebensraum von 700 Pflanzen-, 600 Schmetterlings-, und 272 Vogelarten. Über 100 davon sind Brutvögel. Als wichtiger, geschützter Lebensraum gehört das Federseemoor zu Natura 2000 und ist Europa-Vogelreservat. Um die Artenvielfalt nicht zu stören, wurde schon 1911 der Federseesteg gebaut. In jenem Jahr erwarb auch die Nabu-Gründerin Lina Hähnle die ersten Flächen am Federsee und ließ sie ungestört verwildern. Seit 1987 steht in Bad Buchau das Nabu-Naturschutzzentrum. Von dort aus veranstaltet der Nabu Führungen und überwacht die Naturschutzgebiete im Moor.
Eine Frau steht vor einem Fernglas und schaut auf die Landschaft am Federsee hinaus.
Naturführerin Kerstin Wernicke
Auf schmalen Pfaden

Ein Steg auf über 1.000 Eichenpfählen

Ein kleines Eintrittshäuschen steht am Eingang des Federseestegs, schwarzes Wasser glitzert durch die Holzbretter, auf den Feuchtwiesen blühen unter anderem Baldrian und Mädesüß. 1.500 Meter ist der Steg lang, steht auf 1.091 Eichenpfählen und ist schon über 100 Jahre alt. Er wurde gebaut, damit Besucher zum Federsee gelangen, ohne dabei die Tier- und Pflanzenwelt zu stören. Plötzlich bleibt Kerstin stehen – „jetzt ganz vorsichtig!“: Auf einem Schilfhalm direkt vor uns sitzt eine kleine Rohrammer, ein spatzengroßer Vogel mit schwarzem Kopf und weißen Backenstreifen. Immer wieder blickt Kerstin Wernicke durchs Fernglas und deutet auf Graugänse und Rotmilane, die über das Schilf fliegen. Nach etwa einem Kilometer ragt der Aussichtsturm aus dem Schilf. Ein schwarzes Blesshuhn stakst durchs Wasser, die seltenen Fluss-Seeschwalben fliegen ihre spektakulären Jagdmanöver, und ein Biber hat sich direkt am Steg ein kleines Häuschen aus Zweigen und Ästen gebaut.
Luftaufnahme des Federsees. In der Mitte führt ein Holzsteg über den See.
Schwimmende Aussichtsplattform
Ein fast meditativer Spaziergang, begleitet vom sanften Rauschen der hohen Schilfgräser.
Luftaufnahme über die Landschaft nahe des Federsees. Viele Wiesen, Bäume und Häuser einer Ortschaft.
Ein langer Holzsteg führt über eine große Wiese.
Familie mit drei Kindern und einer Frau dahinter läuft über einen Steg oberhalb eines Sees. Am Ende des Steges, hinter der Familie, steht ein Holzgebäude auf dem See.
Drei Personen schauen von einem Holzsteg aus über den Federsee.
Ein Vogel sitzt auf einem schmalen Holzgeländer.
Ein Blässhuhn schwimmt auf dem Federsee. Auf dem Wasser liegen viele Seerosenblätter.
Moorgebiet Federsee
Der Gürtel um den Federsee herum gilt als fundreichstes Moor Mitteleuropas.
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Eins mit der Natur

Artenvielfalt am Federsee

Besonders faszinierend ist das, was sich in der Sekunde ereignet. Wenn man sich die Zeit nimmt, um genau hinzuschauen, wird man reichhaltig belohnt. Es bewegt sich überall. Es wackelt. Es fliegt. Es zwitschert. Es spottet. Es jagt. Es quietscht. Es pfeift. Es flirrt. Es singt. Es flieht. Es balzt. Es tummeln sich Tausende von Arten: die Vögel in allen Farben, die Insekten in allen Formen und die Reptilien in allen Elementen, also in Wasser, im Moor und am Boden. Man muss kein Vogelkundler sein, um vom Federsee zu schwärmen.

Im Spätherbst rasten bis zu 3.000 Schwimmvögel auf dem See. Man erkennt das Wasser vor lauter Federn kaum noch.

Kerstin Wernicke


Vielleicht stammt daher der Name des Sees. Federsee. Aber nur vielleicht, schließlich könnte diese Erklärung eine Legende sein.

In der Natur sind die Frühaufsteher im Vorteil. Wer sich dem Rhythmus der Vögel anpasst, bekommt am Morgen ein wunderbares Naturschauspiel geboten. Wir blinzeln in die Sonne, es ist 8 Uhr früh, der Himmel strahlend blau. „Vor 200 Jahren war die Stadt vom Federseemoor eingeschlossen. Zur Nachbargemeinde konnte man damals nur mit dem Boot übersetzen“, erzählt Kerstin Wernicke, während wir die wenigen hundert Meter vom Nabu-Zentrum zum Federseesteg laufen. "Um das Gebiet um Bad Buchau landwirtschaftlich nutzbar zu machen, wurde der Seespiegel damals abgesenkt. Heute ist der früher bis zu 6 Meter tiefe See nur noch 0,6 bis 2,8 Meter tief."

Es macht Spaß, ihr zuzuhören – und den Vögeln natürlich. Man wird ganz still und ruhig dabei. Nicht nur Tiere und Pflanzen können sich dank der Ruhe am Federsee erholen. Der Mensch kann es ebenso.


Kurioses: Das Nebelmännle

Man hat schon viel vom sagenumwobenen Nebelmännle gelesen, an manchen mythischen Orten in Oberschwaben. Doch gesprochen hat noch keiner mit dem kleinen Mann im undurchsichtigen Dunst. Inzwischen kursiert sogar das Gerücht, er könnte mit der großen Stadt untergegangen sein, die einst dort stand, wo der Federsee heute liegt.

Ausgrabungsstätten

UNESCO-Welterbe Federsee

Ein Besuch im Zentrum des Naturschutzbunds lohnt sich. Von dort starten auch die Führungen durch Moor und See. Auf keinen Fall solltest du das Federsee-Museum auslassen, in dem du tief in die wahre Geschichte des Sees eintauchst. Im modernen Holz-Kubus, der auf Pfählen gebaut ist, sind Pfahlbaudörfer konserviert. Dörfer wohlgemerkt, keine Städte. Diese gibt’s nur in der Legende. In Wirklichkeit gilt der Gürtel um den Federsee herum als fundreichstes Moor Mitteleuropas. Die vier Ausgrabungsstätten Alleshausen-Grundwiesen, Ödenahlen, Olzreute-Enzisholz und die Siedlung Forschner am Federsee gehören längst zum UNESCO-Weltkulturerbe. Das feuchte Moor hat stille Zeugen der Vergangenheit erhalten. Nimm dir Zeit bei so viel Abwechslung - der Federsee verträgt viel, aber bitte keine Unruhe. Bad Buchau und die umliegenden Dörfer bieten eine üppige Auswahl an traumhaften Hotels und Pensionen.
Am Ufer des Federsees liegt hinter Schilf ein modernes Haus aus Holz.
Federsee-Museum
Im Federseemuseum sind Fundstücke aus den Ausgrabungsstätten und originalgetreue Nachbauten der verschiedenen Epochen ausgestellt.
Neugierig geworden?

Nimm dir Zeit für das UNESCO-Weltkulturerbe Federsee

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