Beim Dessert stoßen wir auf ein Luxusproblem. Als wir bemerken, dass das kleine Steinhausen nur eines von sage und schreibe 55 barocke Erlebnisstationen darstellt. Sie sind sämtlich auf der Oberschwäbischen Barockstraße aufgereiht. Insgesamt mehr als 800 Kilometer lang. Wie gut, dass es Abkürzungen gibt. Großartige Werke gibt’s in alle Himmelsrichtungen zu entdecken. Zum Beispiel: die Basilika in Weingarten (mit dem Traditionsgasthof Grüner Baum gegenüber), das Neue Schloss Tettnang (Brauereigasthof Zur Krone), den Bibliothekssaal im Kloster Wiblingen (Gasthof Löwen) und das Kloster Sießen mit seinem sagenhaften Klostergarten. Nicht zu vergessen, das Museumsdorf Kürnbach. Dort begreift man schnell, wie all der kulinarische Reichtum entstanden ist. Es ist ein offenes Geheimnis: Überall auf der Welt erweisen sich schlichte bäuerliche Traditionsküchen als die besten. Diese internationale Grundregel gilt spätestens seit dem Barock. Oberschwaben bestätigt die Regel.
Angesichts der unzähligen Ziele lassen wir keine Hektik zu. Bitte kein unbarockes Verhalten. Schließlich wäre die Epoche ohne ihre dunkle Seite nicht vollständig. Wo der Himmel offen ist, lauert am anderen Ende eine veritable Hölle. Ohne Hexenwahn, Pranger und Galgen wäre das barocke Bild unvollständig. Der Reliquienkult ist mehr als eine Fassade zu Halloween. In vielen Klosterkirchen werden Knochen von Heiligen aufbewahrt. Kostbar geschmückt. Wer etwas für „Dark Places“ übrig hat, findet im Oberschwäbischen eindrucksvolle Ziele.